Tatsächlich war sie diejenige mit dem ersten Schlüssel. Einem ziemlich großen noch dazu. „Ich bin mit einem Riesen-Schlüsselbund durch das Haus gelaufen, als es noch gar nicht ganz fertig war“, erinnert sich Hausleiterin Ute Krüger an die Anfänge im Jahr 2006. „Ich habe die Handwerker beaufsichtigt und abends alle Fenster und Türen verschlossen – das war eine spannende Zeit.“ Seit der Eröffnung am 17. Februar 2006 ist viel passiert im Caritas SeniorenHaus St. Irmina. „Wir sind sehr schnell bekannt geworden – und es ist schon öfter vorgekommen, dass mich am Telefon jemand gefragt hat: Sind Sie die Frau Irmina?“, sagt Ute Krüger und lacht. Und irgendwie ist sie es ja schon auch ein bisschen – die „Frau Irmina“.
Das Haus habe sich so entwickelt, wie sie es sich gewünscht habe, schaut sie zurück: „Offen und flexibel. Wir versuchen, alles möglich zu machen – und haben uns von Anfang an immer darum bemüht, die Wünsche unserer Bewohner zu erfüllen.“ Sei es, ein geliebtes Haustier mitzubringen oder beim Essen auf Fleisch zu verzichten. „Bei uns gilt das Motto: Geht nicht gibt’s nicht.“ Zusammenleben wie eine Familie, so sollte es sein in St. Irmina – und das war und ist es auch für viele der Mitarbeitenden. „Viele der älteren Mitarbeitenden sagen auch heute noch: Das Haus ist „meins“. Das ist ein wirklich schönes Kompliment“, sagt Ute Krüger. Gerne erinnert sie sich auch an die Hochzeit zweier Bewohner zurück, die sich im Haus kennen gelernt hatten. „Wir haben dann hier die Hochzeit organisiert und gefeiert – und zwischendrin hab ich immer mal wieder ein bisschen Eheberatung gemacht“, erzählt sie und schmunzelt. Wie in der Familie eben.
Offen und flexibel, das gilt auch für den Kontakt zu den Angehörigen, der Pfarrgemeinde, den Kindergärten oder den Vereinen, auch hier hatte das Haus immer offene Türen – bis Corona kam. Die Pandemie stellte und stellt die Mitarbeitenden vor enorme körperliche, psychische und auch organisatorische Herausforderungen. Und dennoch geben alle miteinander hier jeden Tag ihr Bestes, um den Bewohnern das Leben auch unter diesen Bedingungen so schön wie möglich zu machen.
15 Jahre Caritas SeniorenHaus St. Irmina – das Jubiläum wird in diesem Jahr dann auch ein bisschen anders gefeiert als sonst: Die Bewohner bekommen kleine Geschenke und ein ausgefallenes Essen, die Einrichtung wird geschmückt und ein bisschen corona-konform gefeiert – ein großes Fest soll es dann im Sommer geben. „Ich wünsche mir, dass es wieder so wird wie es vor Corona war und dass die Bewohner sich hier einfach nur wohlfühlen können. Und bis dahin machen wir das Beste draus.“
Und das tun sie alle gemeinsam: So gab es zum 100. Geburtstag eines Bewohners im April eine Balkonparty: Durch die strengen Besuchsregelungen drohte die Feier zu platzen – wären da nicht Ute Krüger und Tochter Gaby Zang gewesen. „Er hat sich so auf die Feier gefreut und es wäre so traurig gewesen, wenn das alles ins Wasser gefallen wäre“, erzählt Ute Krüger. „Es war uns ein großes Anliegen, uns zu seinem Ehrentag etwas Besonderes einfallen zu lassen. Wir mussten nur etwas improvisieren.“ Das hat sie – und sorgte gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür, dass dieser Geburtstag allen Anwesenden wohl für immer in Erinnerung bleiben wird. Per Video-Anruf wird die Tochter mit ihrem Papa auf dem Balkon verbunden, prostet dem Jubilar mit Sekt zu und fängt mit allen Versammelten an zu singen: „Zum Geburtstag viel Glück“ und „Hoch soll er leben“. Der Jubilar hat unter seiner Schutzkleidung extra eine Krawatte angezogen. Er ist sichtlich gerührt über das große Aufgebot im Hof: „Was für eine tolle Überraschung! Wahnsinn! Das ist echt ein überraschender Wahnsinn.“ Tochter Gaby Zang kommen die Tränen. „Ich bin tief beeindruckt und überwältigt von dem Engagement, das von Seiten des Hauses aufgebracht wurde, um ihm zu diesem besonderen Anlass einen schönen Tag zu bescheren. Mehr als das geht in diesen Zeiten einfach nicht – das war toll!“
Geht nicht gibt’s eben nicht bei „Frau Irmina“.
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