Sie möchte die Angst nehmen
Judith Köhler arbeitet als Palliative-Care-Trainerin - Basiskurs startet am 19. April
Es muss irgendwann auf dem Weg zu einem Notfall-Patienten gewesen sein, als sich Krankenschwester Judith Köhler zum ersten Mal die Frage stellte, ob das, was sie da tut, richtig ist. „Ich musste – wie immer – schnell reagieren und dann ging mir durch den Kopf: Ich weiß ja gar nicht, wie es dem Patienten tatsächlich geht, was er eigentlich möchte und ob das, was ich da tue, wirklich gut für ihn ist. In dieser Zeit habe ich meine Arbeit auf der Intensivstation sehr oft und sehr nachhaltig hinterfragt“, erzählt Judith Köhler.
Die Lösung für ihre Fragen kam für die examinierte Krankenschwester in Form eines Projektes am ehemaligen St. Michaelkrankenhaus in Völklingen. Dort begann im Jahr 1991 nach und nach die Implementierung einer Palliativstation zur ganzheitlichen Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen, wo Judith Köhler beschäftigt war. „Die Verantwortlichen haben mich gefragt, ob ich mitmachen möchte – und so war ich von Anfang an am Aufbau der Palliativstation beteiligt.“ Intensives Arbeiten mit wenigen Patienten, deren ganzheitliche Wahrnehmung, enger Kontakt mit den Angehörigen – das war der persönliche Anspruch, der Judith Köhler in ihrem täglichen Arbeiten wichtig war. „Dieser Bereich füllt mich ganz und gar aus und um diesen Patienten und deren Angehörigen eine kompetente Begleiterin sein zu können, war es für mich wichtig, meine Kenntnisse und Fähigkeiten durch Teilnahme an Fortbildungen stets zu erweitern und zu aktualisieren“, erklärt die 43-Jährige. Die Aufgabe der Pflegenden einer Palliativstation liegt vor allem darin, Schmerzen und körperliche Beschwerden der Betroffenen zu lindern. Das Ziel ist es, die Lebensqualität in dieser letzten Lebensphase zu verbessern und möglichst lange zu erhalten.
2005 wechselte Judith Köhler in die Caritasklinik St. Theresia und übernahm dort die pflegerische Leitung der Palliativstation. Neben dieser Tätigkeit war sie Mitglied im Qualitätszirkel Palliative Care im cts-Trägerverbund und ab diesem Zeitpunkt auch als Dozentin in der Fachweiterbildung Onkologie, Schmerz und Palliativmedizin und zu den sonstigen Fort und Weiterbildungen in diesem Fachbereichen tätig.
In diesen vier Jahren nahm die Aufgabenfülle zu und eine berufliche Umorientierung stand an. „Das spezialisierte Wissen in der Betreuung von Schwerstkranken und Sterbenden muss allen an der Versorgung Beteiligten zugänglich gemacht werden“ – dieser Grundsatz führte dann auch zur Entscheidung, eine Stelle als Palliative-Care-Trainerin im cts-Schulzentrum St. Hildegard anzunehmen und hauptberuflich in der Weiterbildung zu arbeiten. „Ein besonderes Anliegen ist es mir, bereits in der Grundausbildung die Thematik zu implementieren, die Auszubildende für den Umgang mit dem Sterbenden zu sensibilisieren und Angst abzubauen“, sagt Judith Köhler.
Das Angebot des cts-Schulzentrums reicht von ersten Sensibilisierungskursen für alle Interessierten bis hin zu speziellen Kursen für Ärzte oder examinierte Pflegekräfte – wie der Basiskurs Palliative Care. Dieser Berufsbegleitende Kurs ist ein Qualifizierungskurs für Pflegende. Er umfasst 160 Stunden und beschäftigt sich unter anderem mit Tumorschmerztherapie, Krankheitsbewältigung, Kommunikationsmodellen und dem Umgang mit Sterben, Tod und Trauer. Die Inhalte werden in Blöcken vermittelt, der erste Block startet am 19. April, Anmeldungen sind noch möglich.
Um selbst nicht den Bezug zur Praxis zu verlieren, arbeitet Judith Köhler weiterhin fünf bis sechs Tage im Monat auf der Palliativstation der Caritasklinik St. Theresia. „ Dies ist mir wichtig, da ich den Bezug zur Praxis nicht missen möchte und ich zudem die praktischen Erfahrungen in meinen Unterricht einbeziehen kann.“
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