Damit die Hilfe bei den Jugendlichen wirklich ankommt
Saarländische Jugendhilfe-Einrichtungen arbeiten künftig mit demQualitätsentwicklungsprogramm „moses“
Mario ist 15 Jahre alt und lebt in einer Wohngruppe einer Jugendhilfeeinrichtung. Schon als 10-Jähriger ist der Junge auffällig geworden – hat randaliert, die Schule oft verweigert, andere Kinder bedroht und sich selbst in Gefahr gebracht. Immer wieder. Und immer wieder greift die Jugendhilfe ein, weil Eltern und Lehrkräfte nicht mehr mit ihm zurecht kommen – erst mit dem Versuch einer schulischen Nachmittagsbetreuung in der Gruppe, dann mit wenigen Stunden ambulanter Erziehungsbeistandschaft pro Woche, dann zunehmend mehr Stunden über eine sozialpädagogische Familienhilfe, dann läuft es auf eine nächste intensivere Hilfe hinaus. Bis Mario in eine stationäre Wohngruppe kommt, hat er schon viele Hilfen hinter sich und keine hat richtig gegriffen. Fünf Jahre hat es gedauert, bis Mario die richtige Hilfe bekommt – eine Hilfe, die zu seiner Situation passt.
Solche Fallverläufe wie die von Mario und anderen Kindern und Jungendlichen wollen die katholischen Jugendhilfe-Einrichtungen zusammen mit den zuständigen Jugendämtern im Saarland künftig möglichst vermeiden, erklärt Diplom-Psychologin Dagmar Scherer, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft katholischer Träger von Einrichtungen der erzieherischen Jugendhilfe im Saarland (AGkE). Neun katholische saarländische Einrichtungen haben sich deshalb dafür entschieden, ab 2008 ein spezielles Qualitätsentwicklungsprogramm mit dem Namen „moses“* einzukaufen. Hinzu gekommen in den Kreis der Evaluationsanhänger ist das Diakonische Werk an der Saar mit seinen erzieherischen Hilfen.
Moses durchleuchtet und dokumentiert pädagogische Prozesse im stationären Bereich und überprüft, ob die Hilfen, die Kinder und Jugendliche erhalten, tatsächlich greifen. „Das System, das die Katholische Stiftung Die Gute Hand mit ihrem Forschungsinstitut „quer“ entwickelt hat, durchleuchtet die Güte der angebotenen Hilfe – also von psychologischen, pädagogischen und therapeutischen Verfahren. Es bietet extrem gute Möglichkeiten der Diagnose und auch der Prognose, die den Erfolg einer Hilfe bewerten können. Es nimmt rechtzeitig Veränderungen wahr und gibt die Möglichkeit, frühzeitig gegenzusteuern, falls eine Hilfe fehl geht.“
Voraussetzung ist, dass die Betreuerinnen und Betreuer der Jugendlichen sehr regelmäßig – nämlich jeden Tag – ihre Erfahrungen und Beobachtungen in ein Datenbank-System eintragen, das dann schließlich verschiedenste Auswertungen erlaubt. Ebenso werden zum Beispiel Zufriedenheits-Befragungen der Kinder und Jugendlichen integriert. Die systematische und einheitliche Erhebung und Auswertung von Daten lässt Arbeitserfolge sichtbarer werden - die entsprechende Software stellt das Unternehmen Clue Systems zur Verfügung.
„Damit werden wir ungeplante Abbrüche von angebotenen Hilfen weit gehend verhindern“, ist Dagmar Scherer sicher. Ein weiteres Ziel sei es, sich durch die Systematisierung einem gemeinsamen Benchmarking zu stellen und damit erkennen zu können, wo die einzelne Jugendhilfe-Einrichtung in der Gesamtheit stehe. „Das Besondere hieran ist auch, dass fast alle Jugendhilfeeinrichtungen im Saarland sich daran beteiligen – damit nimmt das Saarland hier eine Vorreiterrolle ein.“ Insgesamt werden nun rund 70 Prozent der saarländischen stationären Wohngruppenplätze mithilfe eines ausgefeilten und bereits in NRW getesteten und erfolgreich eingesetzten Systems erfasst.
In einem Feierakt wurde Moses nun für die Laufzeit ab 01.01.2008 für die nächsten 5 Jahre vertraglich vereinbart.
Info:
Der Name bedeutet ausgeschrieben „Monitoring von Schlüsselprozessen und Ergebnisqualität zur Systematisierung von Planungsprozessen.“ Moses ist ein EDV-basiertes Qualitätsentwicklungsprogramm.
Teilnehmende Einrichtungen am Projekt MOSES:
9 Einrichtungen der AGkE (Arbeitsgemeinschaft katholischer Träger von Einrichtungen der erzieherischen Jugendhilfe)
Diakonisches Werk
Cookies
Bei Cookies handelt es sich um kleine Textdateien, die auf Ihrer Festplatte dem von Ihnen verwendeten Browser zugeordnet gespeichert werden und durch welche der Stelle, die den Cookie setzt, bestimmte Informationen zufließen.
Technisch notwendige Cookies
Diese Cookies sind notwendig, um die Grundfunktionen der Internetseite zu gewährleisten und können nicht deaktiviert werden. Üblicherweise werden sie als Antwort auf bestimmte Aktionen des Anwenders aktiviert, wie z. B. ein Login oder das Speichern der Datenschutzeinstellungen. Wenn Sie auch diese Cookies nicht wünschen, dann können Sie als Anwender grundsätzlich alle Cookies für diese Domain in den Browsereinstellungen unterbinden. Eine fehlerfreie Funktionalität dieser Internetseite kann dann aber nicht gewährleistet werden.
Verwendete Cookies:
Analytische Cookies
Diese Cookies werden für statistische Erhebungen eingesetzt und ermöglichen u. A. die Besucher dieser Seite und Seitenaufrufe zu zählen sowie die Herkunft der Seitenbesuche auszuwerten. Mit den Cookies sind wir in der Lage zu bestimmen, welche Inhalte unseren Besuchern am meisten gefallen und wie sie sich auf unserer Internetpräsenz bewegen.
Verwendete Cookies:
Funktionscookies
Diese Cookies ermöglichen eine bessere Funktionalität und eine Anpassung an Userpräferenzen z. B. für abgespielte Videos. Diese Cookies werden von externen Dienstleistern gespeichert. Die Deaktivierung dieser Cookies kann ausgewählte Funktionalitäten beeinflussen.
Verwendete Cookies: